Unruhe

Text: Jay M. Walther
Textadaption: VicNK
musicproduction: VicNK
video: [fh] video-produktion 2025

 

Text (by Jay M. Walther):

Unruhe

Für jeden Menschentraum ein Unglück
ein letzter Händedruck bin beschädigt
Zeit verloren keine Flucht möglich
die Seelen baumeln wie Perlenschnüre.

Keine Weiterfahrt Bitte verlassen Sie
den Zug. Keine Anschlüsse. Bitte
verlassen Sie den Bahnsteig.
Beten Sie für die Wirklichkeit.

Die Zugschaffnerin schließt sich ein.
Sie gibt Ergebnisse aus dem Parlament durch.
350 stimmten mit Nein, 338 mit Ja.
Die ersten Gesetze der Republik
werden mit Faschisten abgestimmt.
Die Zeiten haben sich geändert
feixen sie lachen sie klatschen
Noch einmal Sieg Heil Sieg.
Die Grenzen dicht Sieg.
Die Zeiten ändern sich.
Eine neue Epoche feixt
ein blaugestrichener Mann
schreit ich bin der König.

Die Zugschaffnerin spricht:
Verehrte Fahrgäste, verlassen Sie den Zug,
gehen Sie umgehend in die neue Zeit.
Ein letztes Knarren und Rauschen.
Gehen Sie Gehen Sie.

Für jedes Unglück einen Menschentraum
Umarmungen ein Wiedersehen Freude
Wir reisen ohne Uhren beflügelt und froh
Die Seelen glänzen wie Muschelperlen

Am Meeresrand stehen sehen
wie die Schiffe die Himmelslinie fahren
sehen wie die Sonne steigt und versinkt
wie die Möwen in großen Bögen schweben
leere Flaschen anschwemmen
Plastik Hühnergötter und Bernstein begräbt.
Die Muscheln seufzen
Die Fische zeigen ihre hellen Bäuche.
Wir verbrauchen die Zeit lügend.
Die Zugschaffnerin pfeift.
Wir sehen wie eine riesige Welle sich auftürmt.
Wie das Meer Land überschwemmt
Wie die Tiefe nach oben auf die Erde kippt.
Wir rennen davon wir rennen

Ein leises Rauschen
Beten Sie für die Wirklichkeit
Die Zugschaffnerin schweigt.