sieh mich an

Textadaption / Musik / Produktion:
VicNK

Text:

Rita kauft drei Döner
von der Beischlafknete.
Für die Jungs, sagt sie.
Falle schieben kannste knicken
wennde aufm Bahnhofsstrich anschaffst.
Rita zieht sich die Steine hinterm Dixiklo rein.

Wenn Sonne scheint kannst du
in ihrem Gesicht ein wenig Gestern sehen.
Manchmal nimmt sie wer mit nach Hause.
Das geht nicht lange gut.
Wir sind alle Tauben.
Wir fliegen durch die Hallen
der Bahnhöfe und suchen.
Wir sind Mäuse zwischen den Gleisen.
Unter die Räder gekommen.
Wir sind die Ratten.
Wir schreiben Raps und vergessen den Text.

Manche von uns sind schon tot.
Aber sie sind zu traurig, um zu sterben.
Die Untoten hungern.
Sie sind voller Ekzeme. Sie stinken.
Zerrissene Kleidung. Verschlissene Existenzen.
Wenn sie betteln, sind sie wie das Leiden Christi.
Deshalb sind die Almosen rar.
Strich geht nicht mehr.
Wer will einen Jungen
dem der Eiter am ganzen Körper
durch die Haut schlägt,
wie stets frisches Gelb.

Geht arbeiten, heißt der häufigste Gruß.
Aber wir arbeiten schon daran zu überleben.
Einen Tag und noch einen.
Wir machen uns Hoffnungen aus Kristall.
Wir sind die Pisse Eurer Clubnächte
und die Scheiße aus a la Card Menus.
Wir sind eure Töchter,
vergewaltigt in Euren Schlafzimmern,
eure Söhne mit den gebrochenen Ärmchen,
eure Kinder voll mit Angstschreien.
Wir sind Dreck, wir sind Ausscheidung.
Wir werden weggespült.
Keine Anlage klärt unser Leben.
Falle schieben kannste vergessen aufm Bahnhofsstrich.

Sieh mich an. Sieh Mein Gesicht voller Pusteln.
Du hasst mich nicht einmal.

Martin Leander Briola